KAT-Einsatz Niederösterreich
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Jeder hat wohl den einen oder anderen Bericht über die schon fast biblischen Ausmaße der Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich gehört. Am Sonntag-Vormittag erreichte ein Hilfeansuchen des NÖ-Feuerwehrverbandes Kärnten. In einer sofort einberufenen Sitzung des Landesstabes und der Bezirksstäbe wurde unseren Kameraden in NÖ die Entsendung von zwei Kat-Zügen zugesagt. Um 11:30 wurden die KAT-Züge 2 (Spittal/Drau) und 5 (Völkermarkt/Wolfsberg) alarmiert. Nach der Alarmierung stimmten sich unsere 5 Kameraden telefonisch ab und trafen sich am Sonntag um 16 Uhr beim Rüsthaus um unseren SLFA von „Normalbetrieb“ auf „KAT-Betrieb“ umzurüsten. So mussten zB die Hebekissen einem Schlauchboot Platz machen. Die Ölbindemittelbehälter wurden zugunsten weiterer Treibstoffkanister ebenso im Rüsthaus zurückgelassen, wie auch die gesamte Atemschutzausrüstung, die der zusätzlichen Regenschutzbekleidung und etlichem Reservegewand sowie Marschverpflegung zum Opfer fiel. Gegen 20 Uhr waren die Vorbereitungen abgeschlossen und so ging es nochmals nach Hause, die persönlichen Sachen einzupacken.
Montag-Morgen um 02:00 Uhr trafen wir uns beim Rüsthaus, wo uns dankenswerter Weise ein Frühstück, gesponsert und in einer Nachtschicht selbst zubereit von Gemeinderätin Alexandra Eder (MFO/FPÖ) und Herrn Thomas Rogl, erwartete. Um 02:20 machten wir uns auf den Weg zum Sammelplatz beim alten Adeg-Gelände in Spittal. Kurz nach drei Uhr, als die letzten Fahrzeuge aus dem Bezirk eingetroffen waren, wurde uns die Marschroute und das Zielgebiet – Tulln genannt. Um 03:30 Uhr setzte sich der KAT-Zug 2 über die A10 in Bewegung. Den ersten Motivationsschub erhielten wir durch zahlreiche Lichthupensignale und aus den Fenstern gestreckte „Daumen-nach-oben“ von vorbei fahrenden oder entgegenkommenden Fahrzeugen. Kurz vor dem Knoten Salzburg schlossen wir zu dem ebenfalls nach NÖ fahrenden KAT-Zug aus dem Bezirk Tamsweg auf und so fuhren zwei KAT-Züge aus zwei Bundesländern im Verbund. Dieser Anblick ließ so manchen die Gänsehaut aufsteigen. Bei der Raststation Mondsee trennten sich unsere Wege wieder, da einige unserer Fahrzeuge einen Tankstopp benötigten (FF-Fahrzeuge sind nicht für Langstrecken ausgelegt). Dann ging es weiter und als wir Landesgrenze zu Niederösterreich überquerten (und der Regen immer mehr wurde), bekamen wir ein neues Ziel übermittelt. Unser neues Ziel hieß Stockerau. Um 11:00 Uhr trafen wir am Parkplatz eines Möbelhauses in Stockerau ein, wo wir von den Vertretern des dortigen Einsatzstabes begrüßt wurden. Dann wurde unser KAT-Zug in fünf Einsatzzüge geteilt, die dann an unterschiedliche Orte mit unterschiedlichen Aufgaben entsendet wurden. Wir wurden der FF-Sierndorf, nördlich der Stadt zugeteilt und fuhren zu deren Rüsthaus. Dort erhielt unser Kommandant eine kurze Lageeinweisung und wir teilten unseren Zug wiederum in zwei Gruppen. Unser Einsatzgebiet war Höbersdorf, eine kleine Ortschaft, die am Sonntag-Abend fast vollständig Evakuiert werden musste nachdem der Göllersbach nördlich der Siedlung über die Ufer getreten war und diese überflutete. Das zweite große Problem in Höbersdorf war ein defekter Oberflächenkanal, über den der Göllersbach das Wasser zurück in die Siedlung drückte und dort aus einem kaputtem Rohr wie ein Springbrunnen heraussprudelte. Mit den mittlerweilen zurückkehrenden Anrainern verschafften wir uns einen Überblick und begannen umgehend mit dem auspumpen der ersten Keller. Mit unserer TS versuchten wir den See, den der überlaufende Kanal erzeugt hatte ab zu pumpen und das Wasser wieder in den Bach zu bekommen. Um das Hauptproblem, das nachfliesende Wasser aus dem defekten Kanal in Griff zu bekommen, wurde durch die örtliche Feuerwehr zunächst versucht den Wasserfluss in einem Kanalschacht mittels Sandsäcken zu verringern. Da wir damit nicht die erhoffte Wirkung erreichten mussten wir zunächst jemanden finden, der mit dem Verlauf des Kanals vertraut war. So konnte der zweite Einsatzzug die Kanalmündung in den Göllersbach mittels Schaltafeln verschließen. Damit konnte kein bzw. nur mehr wenig Wasser aus dem Bach in die Siedlung laufen und schon kurze Zeit später begann der Wasserspiegel merklich zu sinken. Insgesamt brauchte unsere TS-Magirus zusammen mit mehreren Tauchpumpen fast 11 Stunden um diese Wassermassen aus dem Ort zu befördern. Mit dem sinken des Wasserspiegels entspannte sich auch sofort die Lage in den umliegenden Häusern, da kein Grundwasser mehr in die Gebäude drückte, und so konnten auch dort mit den kleinen Pumpen Erfolge erzielt werden. Allein unser SLFA hat mit seinen drei Pumpen rund 500.000 Liter Wasser aus Höbersdorf zurück in den Göllersbach gefördert. In der Nacht wechselten wir uns dann gegenseitig ab, so konnte jeder von uns mal ein kurzes Nickerchen machen. Am Dienstag bei Tagesanbruch hatten wir den See, den das Hochwasser verursacht hatte, vollständig ausgepumpt und auch die Keller in der Bachstraße waren zumindest wischfeucht. Da unsere Ablöse, der KAT-Zug 4 aus St.Veit bereits kurz vor Stockerau war, begannen wir mit dem Abbau unserer Gerätschaften. Um 9:00 Uhr machten wir uns auf dem Heimweg. Gegen 16 Uhr trafen wir wieder beim Rüsthaus in Obervellach ein, dann begann das große zusammen räumen. Aus unserem SLFA-KAT wurde wieder ein „normaler“ SLFA gemacht, dH alles raus, Auto und Gerätschaften reinigen und dann Auto wieder mit der originalen Beladung einräumen. Nachdem gegen 18:45 Uhr auch das erledigt war, konnten wir uns kurz vor 19 Uhr bei der LAWZ als „eingerückt & einsatzbereit“ zurückmelden. Insgesamt dauerte der KAT-Einsatz 41 Stunden, in denen wir 912km zurück legten.
Wir bedanken uns bei unseren Kameraden der Feuerwehren Spittal/Drau, Großkirchheim und Radenthein für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, den Feuerwehren Sierndorf und Höbersdorf für die kameradschaftliche Aufnahme und besonders zu Erwähnen: die Einwohner von Höbersdorf!
Liebe Höbersdorfer, wir waren komplett überrascht, mit welcher herzlichkeit wir von euch empfangen wurden. Wir konnten uns vor lauter Angeboten für Getränke, Kuchen, Kekse, Verpflegung kaum erwehren, eine nicht vom Hochwasser betroffene Garage wurde zum Aufenthaltsraum für uns „umgebaut“, paar Häuser weiter wurde ein voller Kühlschrank für uns bereit gestellt, sogar Schlafmöglichkeiten wurden uns angeboten. Dafür sagen wir danke, danke, danke! Für uns war die Arbeit nach dem Ende der Pumparbeiten vorbei, euch steht noch viel Arbeit bevor. Wir wünschen euch alles Gute für die Zukunft, euch zu helfen war uns eine Ehre!
Eure FF-Obervellach